Gynäkologie in der zweiten Lebenshälfte

Die Lebenserwartung der weiblichen Bevölkerung steigt in unseren Bereichen stetig an. Die medizinische Versorgung und die Lebensbedingungen verbessern sich kontinuierlich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt die Lebenserwartung für Frauen heute über 85 Jahre. Jedes vierte Mädchen, was heute geboren wird, wird das einhundertste Lebensjahr erreichen! Diese Entwicklung findet in meiner gynäkologischen Sprechstunde ihren besonderen Niederschlag:

Ältere Patientinnen haben mehr Begleiterkrankungen, insbesondere chronische Erkrankungen. Die Entscheidung zu einer Operation und die Vorbereitungen zu einer Operation folgen ganz anderen Regeln als bei jüngeren Patientinnen. Das Risiko einer Operation ist bei Frauen über 75 Jahren gegenüber jüngeren Patientinnen höher. Es bedarf deshalb bei älteren Patientinnen um so mehr der guten Vorbereitung und der erstklassigen Durchführung von Operationen. Tumorbiologie und Rekonvaleszenz haben im Alter eine andere Dynamik als in jüngeren Jahren. Im urogynäkologischen Bereich ist oft mit lokalen Hormonmangelzuständen zu rechnen, die im Genitalbereich zu Elastizitätsverlust und zu einer Funktionsbeeinträchtigung der Haut und Schleimhaut im Genitalbereich führen. Hier setzt die spezifische Beratung der älteren Patientin hinsichtlich einer richtigen Ernährung, des sinnvollen Einsatzes von Nahrungsergänzungsstoffen und hinsichtlich der angepassten medikamentösen Behandlung ein.

95% der Frauen haben nach den Wechseljahren noch eine Lebenserwartung von etwa 30 Jahren. Bei diesen Frauen bedarf es einer differenzierten Beratung hinsichtlich des Einsatzes der nach den Wechseljahren erniedrigten Eierstockhormonen. Nutzen und Risiko bedürfen der individuellen Abwägung bei jeder einzelnen Patientin.